Der Schatten: Unzulänglichkeit – lässt mich sogleich an MANGEL denken.
Hier geht es um ANGST, eine Angst, die wir einander gegenseitig nähren, die tief in jeden einzelnem steckt, die unser Leben, unser Fühlen und unser Denken beherrscht.
Sie beherrscht unsere Körper.
Der Mangel
Nun leben wir in einer Gesellschaft, einem System, das nur funktioniert, wenn wir an den Mangel glauben. Das nichts reicht, das von nichts genug da ist, dass wir in jedem Falle von allem und jedem immerzu mehr brauchen.
Ich kaufe mir drei Kleider statt eines, weil ich es mir gerade leisten kann und ich Panik habe das ich unbedingt auch dasselbe Kleid (es könnte auch was anderes sein: ein Werkzeug, ein Buch, ein Möbelstück…) in einer anderen Farbe besitzen muss, um zulänglich aussehen zu können – natürlich zulänglich in meinem Sinn. Drei Tage später habe ich was anderes im Sinn, ein anderes Kleidungsstück, eine andere Farbe, wie ich mich gerade fühle und ich bin mir sicher – da wieder die Panik – ich muss dieses Bedürfnis sofort befriedigen. Ich setze mich ans Internet und suche und suche das richtig passende, ausgefallene, perfekte und preiswerte…und die Zeit verrinnt, verrinnt und wieder habe ich Panik – dass mir die Zeit davonläuft und ich gar nicht genug habe.
Wofür? Wieviel?
Was brauche ich denn?
Puhhh.
Tief einatmen, ausatmen.
Was brauche ich wirklich?!
Wovor fürchte ich mich. Will das wirklich jemand wissen?
Das wird ‘ne kilometerlange Seite.
Und wenn ich für jede Angst, die darunter liegende eigentliche Angst nehme und alles zusammendampfen und schrumpeln lasse, bleibt doch nicht so viel übrig, wie erwartet.
Was es aber nicht leichter macht oder gar harmlos.
Richard Rudd sagt: es gibt nirgendwo einen finsteren Ort in der menschlichen DNA als den 48. Schatten. Dieser Schatten lässt einen unserer tiefsten menschlichen Ängste in uns entstehen – die Angst, dass wir von Natur aus unzulänglich sind. Wobei wir jedoch in der Regel gar keine Ahnung von unseren wahren, in uns schlummernden Fähigkeiten haben.
Die große Kraft dieses Genschlüssels liegt in der Vereinigung und dem Dienen. Er befähigt uns dazu, dass das was einer nicht allein kann mit Hilfe anderer gelingt.
Das ist nicht Zauberei.
Wie anfangs voran gestellt leben wir derzeit nicht in einer Gesellschaft, deren Ideal in Solidarität oder Mitgefühl liegt, sondern in dem was jeder Einzelne nur für sich erreichen kann und muss – weil da so eine große Furcht ist vor dem Mangel, Verlust ist.
Es ist ganz simpel: fürchte ich mich, schaffe ich was nicht – könnte ich mir helfen lassen.
Ich könnte mir Verbündete suchen. Da ist zuerst einmal die Familie, nun nicht jede Familie ist einander herzlich verbunden. Doch es gibt Freunde und sogar Fremde, die bereit sind in Not anderen zu helfen. Ja Menschen, die einander nicht kennen und niemals kennenlernen werden, helfen einander in Not. Sie wollen nichts dafür haben.
Wir haben es oft gesehen und bewiesen, im Krieg, nach dem Krieg etwas wiederaufzubauen, als Gemeinschaft, bei Flut und anderen Katastrophen anzupacken und zu spenden. Es gibt große übermenschliche Leistungen und kleine aufmerksame Gesten. Es geht um Achtsamkeit und Bereitschaft. Jeder von uns hat schon mal jemanden geholfen und sich helfen lassen.
Und jeder von uns weiß, dass es tatsächlich erfüllend ist, sehr befriedigend, helfen zu können.
Fürchte ich mich noch im Dunkeln, wenn ich nicht allein bin?
Der perfekte Nährboden der Angst ist Isolation – alles was mich entfremdet, das was mich unterscheidet, das was mich abhängig macht – fördert das allein sein. Es ist kein besonderer Erkenntnisblitz von Nöten zu erkennen, dass eine Person allein, verloren ist.
Vielleicht.
Aber wir sind nicht allein.
Wir empfinden uns vielleicht isoliert, abgeschnitten, ungeliebt. Aber wir sind es nicht.
Jeder Mensch, jedes Lebewesen, jede Pflanze, jedes noch so winzige Teilchen ist im regen, permanenten Austausch – das, woran es uns mangelt ist das Bewusstsein darüber. Das ist allerdings nichts, was wir uns kaufen können oder müssen, nichts das uns tatsächlich Kraft oder Energie abringt, uns Gefahren und Herausforderungen stellen lässt – hier geht es ums INNEHALTEN. Kurzer Break vom Mangelwahnsinn, der immerzu beschleunigten Hatz nach Irgendetwas, hier geht es ums spüren, fühlen, ganz simpel das was da ist. Jetzt gerade. Selbst wenn eine Sekunde später eine Atombombe einschlägt, der Planet auseinanderfällt, mein Herz aufhört zu schlagen - nichts von alledem geschieht in genau diesem Moment der Achtsamkeit.
Ich kann die Augen öffnen, bewusst wahrnehmen, was um mich herum geschieht, kleinste Dinge betrachten, schnuppern, hören, genau hinhören und dann ganz seltsam – bin ich verbunden. Einen kurzen Moment außerhalb meines gedanklichen Wahns, wenn mein Körper seine Sinnesorgane bewusst ausrichtet, die Antennen auf Empfang stellt und all die vielen Informationen um mich herum aufnehme.
Die Bewegung, die Töne, die Farben, wie es sich anfühlt, wenn ich was berühre.
Ich lasse mich inspirieren.
Die volle Verantwortung für die eigenen Emotionen zu übernehmen, stand nie so richtig auf dem Lehrplan. Im Gegenteil heftige Gefühlsstürme werden gefeiert und je nach Geschlecht eruptive Gewaltorgien verherrlicht oder verdammt, Leidenschaft, Sehnsucht, Wahnsinn…Leidenschaft, das was Leiden schafft – die Wahrheit ist - unseren Gefühlen sofort und ungefiltert Ausdruck zu geben ist unreif, eher kindgerecht.
Oh, ich höre den kollektiven Aufschrei.
Nicht die Gefühle zu unterdrücken ist der Rat, sondern sie nicht anderen wie ein Faustschlag ungehemmt aufs Auge zu drücken als untragbare Bürde, als Bedrohung gar oder schlimmer.
Ich kann meinen Gefühlen Raum und Anerkennung auch in meinem Inneren geben. Ich kann sie angemessen ausdrücken, ohne andere zu terrorisieren. Ich kann einen Kanal finden, nach dem ich sie erst einmal angenommen habe, wie sie sind, der angemessen ist.
Ich verleihe ihnen farbige Flügel aus Buchstaben und Papier.
Andere singe, musizieren, tanzen, spielen, kreieren.
Das erweckt unseren Einfallsreichtum.
Wo wir bei der Gabe des 48. Genschlüssels angelangt sind.
„Das Licht am Boden des Brunnens“
„Das Geheimnis, um sich aus dem Bereich des 48. Schatten heraus zu bewegen, kann man auf ein einziges Wort reduzieren – Vertrauen. So bald Du lernst dem Leben aus einer erweiterten Sicht heraus zu vertrauen, gibt der dunkle Brunnen seine Geheimnisse preis.“
Die Angst vor der Angst
Das Leben lädt dich dazu ein, deinen eigenen Schattenfrequenzen selbst zu vertrauen, was wiederum bedeutet, dass ich mich auf meine eigenen Ängste einlasse. Diese Ängste können sehr tief sitzen und sie zu schauen, kann sehr unangenehm sein. Sie sind physisch tief eingebrannt, sie gehen nicht einfach, aber ich kann nach und nach meine Furcht vor ihnen verlieren.
„Anstatt dich vor der inneren Dunkelheit zu verstecken, ist es, als ob du schließlich einen Eimer in die Tiefe des Brunnens hinunterlässt und dann wieder hinaufziehst, um zu sehen, was er enthält. Und was du dann empfängst ist eine wundervolle Überraschung. Aus dem Brunnen kommen alle möglichen Arten von Lösungen für alle Herausforderungen, die sich dir in deiner weltlichen Umgebung stellen. Du wirst erstaunt sein, wie viel Licht aus solch einem dunklen Ort aufsteigen kann. Das ist die Essenz der Gabe des Einfallsreichtums.“
„Sobald du lernst darauf zu vertrauen, dass immer eine Antwort im richtigen Moment deines Lebens auftaucht, wird dein Empfinden von Angst und Furcht allmählich verblassen. Die wundervolle Geschichte an der Gabe des Einfallsreichtums ist, dass sie selbst erfüllend ist.“
„Jedes Mal, wenn du den Eimer aus dem Brunnen ziehst, enthält er genau das, was du in diesem besonderen Augenblick brauchst.“
Es geht nicht darum die Ängste zu besiegen, vielleicht nicht einmal darum sie zu verstehen, sondern sie zu respektieren, sie anzuerkennen und mit ihnen zu sein.
Sich einzugestehen keine Lösung, keine Macht zu haben, nicht zu wissen was man tun soll oder kann, sondern diesen Zustand einfach anzunehmen, sich auszuliefern – ist unglaublich kraftvoll, weil es ehrlich ist. Ich kapituliere und werde aufgefangen von einem Netz aus Millionen Armen, die nicht sichtbar, wohl aber vorhanden sind.
Es ist wie es ist, wenn ich es zulasse, bringt das Leben selbst jenseits von Konditionierung, Verstand und anderen Dingen, die mich fesseln, verwirren „auf eine mühelose und wunderschöne Art und Weise, die Lösung hervor und ein natürlicher Prozess der Umwandlung findet in deinem Inneren statt.“
(„Im Allgemeinen benötigt dieser Prozess mindestens sieben Jahre, denn das ist die Zeit, die der Körper braucht, um zelluläre Muster zu lernen bzw. zu verlernen.“)
Das Muster des Lebens als Ganzes
Wir alle haben Gaben die in unserer DNA verankert sind, zum Teil sehr individuelle ja auch einzigartige, sie können sich endlich entfalten, entrollen, wenn wir beginnen kleine Stücken an Kreativität freizusetzen und unseren Einfallsreichtum beanspruchen.
Sobald du anfängst dem Leben und deinen Platz innerhalb dieser größeren Woge seines Musters zu trauen, tauchen deine natürlichen Gaben spontan auf.
Du beginnst wahrzunehmen, dass du zu weit mehr fähig bist, als du es dir jemals hättest erträumen können. Sobald wir uns in den Rhythmus des Lebens mit einschwingen, offenbart es uns sein eigenes verborgenes Timing, welches zu jeder Zeit vollkommen ist. Es mag nicht immer mit unseren mentalen Träumen, wie unser Leben aussehen soll übereinstimmen.
Es ist eine alte Weisheit: was immer dein Schicksal sein mag, das Leben wird dich immer mit etwas mehr als dem für dich Notwendigen versorgen. Das kann für den einen sehr wenig zu beanspruchen sein und für andere viel.
Mir fällt da dieser kraftvolle Löwenzahn ein, der sich selbst durch Asphalt bohrt, am Straßenrand in all dem Dreck und der kargen Hässlichkeit gedeihen kann, keiner kümmert sich um ihn und er wächst und wird stark und da gibt es diese aufwendigen exotischen Blüten, die nur einmal im Jahr für wenige Stunden erblühen in ungesehener Pracht, die so viel Sorgfalt brauchen.
Wir alle leben unterschiedliche Mythen aus, sind unendlich unterschiedliche Variationen und ergänzen doch einander. Wir sind nicht gleich und wir sind nicht sicher und doch geborgen.
Wir können uns bewusst dazu entscheiden, einander zu helfen, zu bewahren, zu unterstützen, mit eben jenen jeweils einzigartigen Fähigkeiten, die uns das Leben geschenkt hat, um das Leben aller und allem zu erhalten.
All unsere Talente, unser Vermögen unsere Gaben einzusetzen, die in unserem Innern schlummern sind letztlich nur in einer Absicht angelegt worden – einen Dienst an der Ganzheit beizutragen.
Indem wir dem Ruf folgen das Leben zu erhalten, erhält es uns.
Dinge anzunehmen, die ich nicht ändern kann,
die Kraft aufzubringen Dinge zu ändern, die ich ändern kann und das eine
vom anderen zu unterscheiden –
das ist WEISHEIT.
Herzlichst
zonfeld
Der 48. Genschlüssel
Siddhi: Weisheit
Gabe: Einfallsreichtum
Schatten: Unzulänglichkeit
Programmierungspartner: 21. Genschlüssel
Codon Ring: Der Ring der Materie (18, 46, 48, 57)
Physiologie: Lymphsystem Milz
Aminosäure: Glycin
I GING
Klassischer Deutungstext
Der Brunnen (48) bedeutet Zusammenhang.
Bildworte
Über dem Holz ist Wasser: das Bild des Brunnens. So ermuntert der Edle das Volk bei der Arbeit und ermahnt es, einander zu helfen.
Urteil
Der Brunnen. Man mag die Stadt wechseln, aber kann nicht den Brunnen wechseln. Er nimmt nicht ab und nimmt nicht zu. Sie kommen und gehen und schöpfen aus dem Brunnen. Wenn man beinahe das Brunnenwasser erreicht hat, aber noch nicht mit dem Seil drunten ist oder seinen Krug zerbricht so bringt das Unheil.
Originalkommentar des I Ging, 1924 übersetzt von Richard Wilhelm (Projekt Gutenberg)
Verlorene Fülle
Sieh mich an, bitte.
I Ging
48 - Der Brunnen
Moderne Deutung
Tiefer dringen
Wachsen
und lauschen
bis man
Klarheit
hat.
Dann:
tiefer dringen.
Hoffnung und Vertrauen
DAS ZENTRUM DER INTUITION
Eines der drei Wahrnehmungszentren im Human Design ist das Milz Zentrum, das Zentrum des Instinktes, der Intuition.
Die Wahrnehmung des Milzzentrums ist an die instinktiven, die existenziellen Ängste gekoppelt, gleichzeitig warnt es uns, gibt ein sicheres Körpergefühl und Körperbewusstsein. Ich spüre, wenn was nicht stimmt. Es ist das wirklich alte, archaische Zentrum, da wo die Entscheidung fällt zwischen Flucht oder Kampf.
MILZ - Tore der Angst
Tor 18 – Angst vor Autoritäten
Tor 28 – Angst vor dem Tod
Tor 32 – Angst vor Versagen
Tor 50 – Angst vor Verantwortung
Tor 44 – Angst vor der Vergangenheit
Tor 57 – Angst vor der Zukunft
Tor 48 – Angst vor Unzulänglichkeit
Einander schützen - einander wärmen
Aus der Quelle schöpfen - der Schatz im Verborgenen
Trotz aller widerigen Umstände oder gerade deswegen
Zitate im Text verwendet von Richard Rudd "Die 64 Genschlüssel - Das Öffnen der verborgenen höheren Bestimmung unserer DNA"
Alle Bilder in diesem Artikel von zonfeld library,
Judith Werner, kreiert mit Adobe Firefly
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Aljona (Mittwoch, 12 Mai 2021)
Wow vom Herzen DANKE für diesen Text.. Wundervoll!